Mauser macht mobil

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Die neue „M 03“:
Lange Zeit war es recht still um Mauser, und erst im letzten Jahr stieg das Unternehmen aus Isny mit der Wiederauflage von Original 98er-Repetierern wie Phoenix aus der Asche. Jetzt meldet sich die Traditionsfirma erneut mit einem Paukenschlag zurück.

 

Zwar lässt sich von dem Schussbild einer Vorserien-Waffe nicht unbedingt auf die Präzision der Serie schließen, aber das Bild zeigt, welches Potential die neue M 03 hat

Sicher, langlebig, robust und präzise“, so charakterisiert Thorsten Mann, Geschäftsführer bei Mauser, die Waffen, die das Traditionsunternehmen in seiner über hundertjährigen Geschichte berühmt gemacht haben: Die Original 98er, mittlerweile wieder in erstklassiger Ausführung von Mauser erhältlich. „Diese Eigenschaften gelten natürlich auch für die neue M 03“, fügt er hinzu, „aber man muss sie noch durch die Attribute ,vielseitig’ und ,komfortabel’ ergänzen“, sagt der Büchsenmacher-Meister nicht ohne Stolz bei der offiziellen Vorstellung der neuen Büchse im Linslerhof.

Schaut man sich den neuen Mauser-Repetierer an, weist die Büchse einige interessante Details auf, die sie schon konstruktionsbedingt als Volltreffer ausweisen: Alle wesentlichen Teile aus Stahl, innen wie außen rostgeschützt, Handspann-Sicherungssystem, einfache Wechsellaufmöglichkeit, in die Hülsenbrücken integrierte Montagebasen für eine neue Zielfernrohr-Montage und Einsteckmagazin. „Wir haben uns bei der Entwicklung ganz am Bedarf des Marktes ausgerichtet und Bewährtes mit Neuem kombiniert“, sagt Mann über das jüngste Kind der Mauser-Familie.

Sicher:

Herzstück der Neuentwicklung ist das Handspann-Sicherungssystem, dessen Spannhebel ergonomisch günstig am Schlösschen der Waffe liegt. Die Waffe kann damit gefahrlos – soweit man diesen Begriff gebrauchen kann – geladen geführt werden. Mit einem einfachen Daumendruck wird die Büchse geräuschlos gespannt oder nach Druck auf ein Entriegelungsknöpfchen auch wieder leise entspannt – ein deutliches Plus an Sicherheit und jagdlichem Komfort. Natürlich bleibt die einmal gespannte Waffe auch für Folgeschüsse feuerbereit, so dass sie dann wie ein „normaler“ Repetierer funktioniert.

Im entspannten Zustand ist die Kammer gegen unbeabsichtigtes Öffnen gesperrt. Ein leichtes Antippen des Spannhebels genügt, um sie im ungespannten Zustand zu öffnen. Der Spannhebel selbst kann übrigens ohne großen Kraftaufwand betätigt werden, was sicher manche Dame begrüßen wird.

Langlebig:

Alle wesentlichen Teile der Büchse sind aus Stahl, sogar die seitenverstellbare, seitlich abgeflachte Kimme und das kontrastreiche, höhenverstellbare Korn (Neusilber-Perlkorn) samt Sattel.

Robust:

Um bei der M 03 die äußeren Stahlteile gegen Rost zu schützen, entschied man sich für eine Plasma-Nitrierung, wie man sie von Blaser-Waffen kennt. Die Metall-Innenteile wurden phosphatiert oder anderweitig gegen Rost geschützt.

Vielseitig:

Pate für die Laufwechselmöglichkeit stand die R 93: Über zwei Inbusschrauben am unteren Teil des Vorderschaftes kann die Waffe für den Transport zerlegt oder der Lauf gewechselt werden. Als Gegenlager beziehungsweise Laufbettung dient das verlängerte System, das aus einem Stück gefertigt wird und den Garant für präzise Schussleistung bietet.

Falls mit dem Laufwechsel die Kalibergruppe (z. B. Standard gegen Magnum) gewechselt werden soll, kann der Verriegelungskopf ohne Werkzeug vom Verschlusszylinder gelöst werden – damit wird die Waffe sehr vielseitig, schließlich können aus ihr die meisten Kaliber zwischen .222 Remington und .375 H & H verschossen werden.

Verriegelt wird die M 03 über sechs groß dimensionierte Verriegelungswarzen direkt im Lauf, was neben der guten Laufbettung maßgeblich zu einer Top-Schussleistung beiträgt.

Bei diesem neuen Verriegelungssystem kommt ein kurzer, stabiler, federbelasteter Auszieher zum Einsatz. Viele Mauser-Fans werden zwar schweren Herzens den langen Auszieher à la 98er vermissen, aber vom Standpunkt der Zuverlässigkeit her ist mittlerweile diese federbelastete Ausführung – wie sie in ähnlicher Form von anderen Repetierbüchsen-Herstellern ebenfalls verwendet wird – der alten Variante ebenbürtig.

Zwei verschiedene Abzüge stehen zur Verfügung: Ein trocken stehender Direktabzug, der vom Werk her aus Produkthaftungsgründen auf recht hohe 15 Newton (etwa 1 500 Gramm) eingestellt wird, oder ein Kombiabzug, der ungestochen bei zehn Newton (etwa 1 000 Gramm) auslöst und einen fein einstellbaren Rückstecher enthält. Eine Entstechautomatik wird beim Entspannen oder beim Anheben des Kammerstängels wirksam.

Komfortabel:

Da durch die Änderung des deutschen Waffengesetzes – außerhalb des Revieres darf die Waffe nicht mehr unterladen transportiert werden – sowie die Zunahme der Drückjagden mit dem Wunsch, schnell nachladen zu können, ein Einsteckmagazin deutliche Vorteile bietet, entschied sich auch Mauser dafür. Es fasst fünf Standardpatronen beziehungsweise vier Magumpatronen oder drei der dickeren „Short“-Magnums (jeweils plus ein Schuss im Patronenlager) in Zick-Zack-Lagerung. Der Clou daran: Über eine kleine Inbusschraube kann der Halteknopf gesperrt werden, was einen Verlust des Magazins bei hartem Gebrauch verhindert. Die Waffe kann dann von oben durch die große Systemöffnung geladen werden. Den Verriegelungsknopf für das Magazin versenkten die Mauser-Konstrukteure, so dass er sich nicht so schnell lösen kann.

Neue Wege geht Mauser auch bei der Zielfernrohrbefestigung. „Wir wollten eine hauseigene Montage, einfach um die Präzision zu haben“, meint Thorsten Mann. Heraus kam die „Original-Mauser-Double-Square-Montage“, deren Basen in die abgeflachten Systembrücken integriert sind. Das Zielfernrohr wird einfach aufgesetzt und mittels zweier Hebel arretiert. Die formschöne Montage, die für alle gängigen Zielfernrohr-Typen erhältlich sein wird, erlaubt einen tiefen Zielfernrohrsitz und machte einen sehr guten Eindruck.

Schon in der Standardversion wird die Waffe mit gutem Nussbaumkernholz samt handgeschnittener Fischhaut versehen. Der Pistolengriff hat für einen besseren Halt eine Aufbauchung (Wundhammer-Effekt), der Vorderschaft ist formschön mit einem schwarzen Kunststoff-Abschluss versehen, und man entschied sich praxisgerecht für einen geraden Hinterschaft mit Monte Carlo-Backe (im amerikanischen Stil) ohne viel Senkung an Nase und Schaftkappe. Das bietet sicher Vorteile, wenn nicht nur vom Hochsitz aus gejagt wird. Mit einer Standard-Hinterschaftlänge von 37 Zentimetern passt sich Mauser mit seiner M 03 dem Körpermaß der im Schnitt immer größer werdenden Jäger an.

Präzise:

Was die Präzision angeht, konnte Wolfram Osgyan beim Test der Büchse im Kaliber .300 Win. Mag. mit der 10,7-g-CDP-Laborierung bei zehn Schuss auf 100 Meter einen Streukreis von 27 Millimetern erzielen – und dabei waren noch drei „Ausreißer“ drin. Das sind schon fast Benchrest-Qualitäten. Auf dem Schießstand und im Schießkino überzeugte die Büchse durch gutes Handling sowie reibungslose Funktion. Schnelles und zügiges Repetieren wird übrigens durch den 60-Grad-Öffnungswinkel der Kammer sehr erleichtert. Lediglich der Schlossgang war noch etwas rau, was in der Serie allerdings durch einen zusätzlichen Poliervorgang abgestellt werden soll.

Alles in allem eine solide Büchse, die sicher in der Praxis überzeugen wird und mit der Mauser ab 1 645 Euro (Standardausführung, Montage: 280 Euro) ein großer Wurf gelungen ist. Ab September werden die ersten Büchsen in .308, .30-06, 9,3×62 und .300 Win. Mag. erhältlich sein.

 

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