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LEINENFÜHRIG UND „BEI FUSS“ Ein gutes Miteinander

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Der Ausdruck perfekter Kooperation von Mensch und Hund, das Gefühl der treuen Hingabe seines Jagdkumpanen erfüllt viele Hundeführer mit Stolz. Wie Sie sich Schritt für Schritt dieses Glücksgefühl mit ihrem Jagdhund erarbeiten können, erklärt Manuela van Schewick.

Die Leine hängt locker durch, der Kurzhaar himmelt seinen Herrn an, in gespannter Erwartung der gemeinsamen Jagd. Jeder Schritt, jede Bewegung ist auf das ausgerichtet, was sein Mensch ihm vorgibt. Geht Ihnen nicht auch das Herz auf, wenn Sie solch einem
Mensch-Hund-Gespann bei Gesellschaftsjagden begegnen? Mancher Rüdemann wird innerlich wohl eher verzweifeln beim Anblick dieser so selbstverständlich und scheinbar fast von allein funktionierenden Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Entnervt gezischte „Fuß“-Kommandos, der obligatorische Leinenruck, immer lauter werdende Ermahnungen für den Hund, der gerade eher nicht an der Kommunikation mit seinem Menschen interessiert ist. Auch das sind Eindrücke von Mensch- Hund-Beziehungen, die uns bei  Jagden nicht so ganz fremd sind. Standardentschuldigung für dieses kleine Kooperationsproblem mit dem Vierläufer ist dann der „temperamentvolle, jagdlich hochmotivierte“ Hund, der „passionierte harte Kerl“, dem gar nichts etwas ausmacht, den
man entsprechend „hart anpacken“ muss, um ihn überhaupt noch halten zu können.
Klar, immer ist der Hund schuld!

An dieser Stelle setzt bei mir nur noch Resignation ein! Diskussion zwecklos, egal, ob der Hundeführer 70 oder 20 Lenze zählt. Auch wenn vereinzelt schon ein heftiges Umdenken bezüglich des Umgangs mit dem Hund in der Jägerschaft Einzug gehalten hat, ist eine mangelnde Bereitschaft, Hundeverhalten zu verstehen, um es formen zu können, leider immer noch häufig anzutreffen. Die letzten Jahrzehnte Canidenforschung mit wertvollen Ergebnissen über soziale Strukturen und Lernverhalten werden gern ignoriert, an längst widerlegten Ansichten zum Thema Hundehaltung und -ausbildung wird dagegen
festgehalten. In Sachen Hund scheint manchmal etwas in den Hintergrund zu rücken. Nämlich jene Ehrfurcht, die ich als junges Mädchen von passionierten Waidmännern
gelernt habe, zu denen ich begeistert, fast ehrfürchtig, aufschaute (und es immer noch tue!), die sich mit so viel Hingabe und Sachverstand für die Natur engagieren. Selbstverständlich weiß jeder passionierte Jäger viel über das Verhalten der Wildarten,
die ihm anvertraut sind. Und natürlich ist man bestrebt, sich neue Erkenntnisse in
der Hege und Revierpflege zunutze zu machen.
Mit der gleichen Selbstverständlichkeit aber ist unser wertvoller Jagdgehilfe in vielen Fällen immer noch das Stiefkind der Jagd. Meine Worte sollen keine Schelte sein, sondern ein Plädoyer für unsere Hunde und für eine würdigere und effektivere Mensch-Hund-Beziehung! Die Fähigkeit der Hunde, mit uns gemeinsam zu jagen, sich in ihrer Bewegung an uns zu orientieren, sprich vernünftig neben uns zu gehen und „in Absprache“
mit uns zu handeln, ist letztlich nichts anderes als die Fähigkeit, im Rudel koordiniert
zu jagen. Das vernünftige „Fuß-Gehen“ ist nicht nur Handwerk, es symbolisiert
auch die Beziehung zwischen Mensch und Hund! Voraussetzung für diese Kooperationsbereitschaft ist zweifellos die Fähigkeit eines hoch sozialen Tieres, mit den
Mitgliedern seiner Gemeinschaft sehr konzentriert und in einer perfekten Feinabstimmung
zusammen zu arbeiten. Die dafür erforderliche Bindungsfähigkeit beginnt beim Welpen, der bereits in den ersten sieben Lebenswochen lernt, wer potenzieller Sozialpartner ist. Taucht der Mensch, beispielsweise bei sehr isolierter Zwingerhaltung, in dieser Zeit nicht ausreichend als „Rudelmitglied“ auf, so ist für den Welpen die spätere Zusammenarbeit
mit dem Menschen schon deshalb heftig erschwert, weil er kaum noch in der Lage sein wird, entsprechendes Vertrauen aufzubauen. Jeder seriöse Züchter weiß, dass er in dieser prägenden Phase, den Grundstein für die Fähigkeit „seiner“ Hunde legt, mit dem Menschen zu kooperieren.

Schaut man sich erfolgreich jagende Hunde- oder Wolfsgruppen an (es gibt hervorragende Videoaufnahmen aus Freilandbeobachtungen), fällt auf, dass die Koordination der Jagd, die Kommunikation der Rudelmitglieder untereinander durch dezente, minimale Signale erfolgt. Wenn also Caniden miteinander in der Lage sind, über eine so dezente, aber klare Kommunikation erfolgreich zusammenzuarbeiten, sollten wir Menschen es auch lernen können. Also den Hunden unseren Willen klar zu signalisieren, ohne uns auf eine Gewaltspirale einzulassen. Ich möchte betonen, dass es nicht darum geht, mit „Wattebällchen zu werfen“, sondern auf dem Stand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse artgerecht zu arbeiten! Legen Sie das Stachelhalsband zumindest für einen Augenblick zur Seite! Es symbolisiert nicht das, was über so lange Zeit glaubhaft gemacht wurde: die Zurechtweisung durch die „Zähne der Wölfin“, die angeblich den ungehorsamen Welpen oder Junghund durch heftiges Schütteln im Genick zur Raison bringt. Diese äußerst resistente Mär ist vermutlich eine tragische Schlussfolgerung aus einer Einzelbeobachtung,
verallgemeinert auf die gesamte Art und bedauerlicherweise auch in neuer Literatur
noch propagiert. Natürlich wird mit Einsatz der Zähne reglementiert, denn weder Wölfe noch Hunde haben Hände. Es handelt sich hierbei aber immer um ein sehr kontrolliertes, gehemmtes Beißen, im Allgemeinen um den situationsbezogen dosierten Griff über den Fang, zum Teil auch um ein kurzes Packen ins Fell. Letzteres eher mit dem Ziel, den lästigen Artgenossen auf Abstand zu halten, gegebenenfalls auch ein Umwerfen und „Auf-dem-Boden-halten“ des Rüpels. Das kräftige Schütteln im Genick aber bedeutet nichts
anderes als Tötungsabsicht und führt in der Hund-Mensch-Beziehung zu heftigem Vertrauensverlust.

In den ersten vier Lebensmonaten ist die Fähigkeit und die Bereitschaft unserer Welpen, wichtige Dinge zu lernen und „abzuspeichern“, besonders ausgeprägt.
Mit 16 Wochen ist das Gehirn des Hundes zu 80 Prozent ausgewachsen, alle wichtigen
Verknüpfungen sind vorhanden. In freier Natur hätte er bereits vieles lernen müssen, denn das Rudel ist darauf angewiesen, möglicht bald „funktionierende“ Mitglieder zu haben. Diese Zeit gilt es zu nutzen: Setzen Sie Ihren unangeleinten Welpen auf eine Wiese und entfernen Sie sich von ihm. Sie werden feststellen, dass er Ihnen folgen wird. Diese Bereitschaft, seinen Rudelmitgliedern, in diesem Fall seinen Menschen, zu folgen, ist von elementarer Bedeutung für sein Überleben. Der Welpe kann allein in freier Wildbahn
nicht existieren. Er muss zusehen, dass er in der Nähe seiner Sozialpartner bleibt. Alleingelassen hat er Todesangst und schreit mit dem Ziel, sein Rudel auf sich aufmerksam
zu machen. Dies gilt übrigens auch für den jammernden Welpen, der die ersten Nächte im neuen Heim allein gelassenwird. Er will sich weder zanken noch Spielchen betreiben – er hat Todesangst! Eine gewisse Folgebereitschaft hat die Natur unserem Hund also von Anfang an mitgegeben. Nutzen wir sie, bestätigen wir das freiwillige Folgen positiv, sooft es möglich ist! Beobachtet man den Welpen im Spiel, wird deutlich, dass die Zeit, in der er
sich auf ein bestimmtes Handeln konzentrieren kann, recht gering ist. Mehr als zwei bis drei Minuten Aufmerksamkeit am Stück können wir zu Beginn unserer Übungen –beim acht bis zwölf Wochen alten Welpen – nicht erwarten. Auch der erwachsene Hund, der es nicht gewöhnt ist, konzentriert zu arbeiten, kann sich zunächst nur wenige Minuten konzentrieren. Bevor unser Junghund im wild lebenden Rudel mit zur Jagd gehen darf, muss er im Spiel nicht nur lernen, seinen eigenen Körper perfekt genug zu beherrschen und ausreichend trainiert zu sein für die körperlichen Strapazen. Er muss auch begriffen
haben, mit den Rudelmitgliedern zu kooperieren, sein Verhalten, seine Bewegungen
genau auf die gemeinsame Aktion abzustimmen. Die Fähigkeit, über einen Zeitraum, der wenige Minuten übersteigt, neben uns „bei Fuß“ zu gehen, können wir also vom Welpen oder jüngeren Jagdhund nicht erwarten. Was passiert dem ungestümen Jungwolf im Rudel, der auf eigene Faust und mit unbändiger Energie wild durch die Gegend jagt? Allein das Hetzen, die Ausführung aller Elemente jagdlichen Verhaltens, denen er sich bedient, macht ihm Spaß und erzeugt durch die Ausschüttung entsprechender Botenstoffe im Gehirn so genannte Glücksgefühle, die ihn zunächst in seinem Handeln bestätigen – selbst wenn er
nicht den gewünschten Jagderfolg hat. Auch wenn Restriktionen durch ranghöhere
Rudelmitglieder zunächst aubleiben, wird der junge Wolf oder Wildhund irgendwann
feststellen, dass diese Glücksgefühle zwar ganz nett sind, aber nicht das Knurren im Magen beseitigen. Ganz langsam und nach vielen Fehlversuchen wird er begreifen, dass der gewünschte Erfolg nur über die Zusammenarbeit mit seinem Rudel und über eine diffizile Koordination des Handelns in der Gruppe möglich ist. Er hat am Erfolg gelernt – also durch positive Bestätigung richtigen Handelns! Niemand hat ihn wegen seiner Ungestümheit und
Ungeschicklichkeit in den Hals gebissen oder geschlagen, er hatte nur nicht den angestrebten Erfolg.

LEINENFÜHRIG UND „BEI FUSS“
Der Hundeführer genießt die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Deutsch-Kurzhaars. Ein eventuelles Anspringen wird dagegen ignoriert. FOTOS: CHRISTINE STEIMER

Ein angeleinter Hund kann sich in seinem Verhalten gegenüber anderen Hunden oder auch Menschen gegebenenfalls deutlich anders zeigen als der frei laufende Hund. Zum einen kann ihm die Leine sehr viel Sicherheit geben durch die Tatsache, dass er ja mit seinem Chef in enger Verbindung steht. Dieses Verhältnis könnte ihn aber zu Verteidigungs- oder Aggressionsbereitschaft motivieren, die er sonst nicht zeigt. Zum anderen ist seine Möglichkeit korrekter Kommunikation mit seinem Gegenüber durch die Leine  eingeschränkt. Die mangelnde Ausweichmöglichkeit könnte durchaus beim eher unsicheren
Hund eine aus der Angst resultierende Aggression, sozusagen als „vorbeugende Verteidigung“, zur Folge haben.

Jeder Mensch und jedes Tier sind Individuen. Man sollte daher erkennen können, wann eine
Übung den Hund überfordert. Wichtig ist, eine Trainingseinheit positiv zu beenden.

Um dem jungen Hund das Tragen von Halsband und Leine angenehm erscheinen zu lassen, werden diese Dinge zunächst auch nur in angenehmen Situationen und nur für kurze Zeit angelegt, zum Beispiel beim Füttern oder Spielen. Akzeptiert er es, beginnen Sie, ihn daran zu führen. Wählen Sie Ort und Zeit für diese ersten Übungen ganz bewusst aus, damit Ihr kleiner Freund sich ausschließlich auf Sie konzentrieren kann. Das  wichtigstes Lernziel für Ihren Hund ist: Mit meinem Menschen zusammen zu arbeiten ist schön, birgt Erfolg! Nehmen Sie die Leine locker in die rechte Hand, in die linke Hand ein Leckerchen und locken den Hund spielerisch mit sich mit. Halten Sie das Bröckchen genau dort, wo Ihr Hund neben Ihnen gehen soll, Vermeiden Sie jede Zappelei mit der Hand, halten Sie sie korrekt neben Ihrem Bein. In dem Moment, wo Ihr Welpe versehentlich
korrekt neben Ihnen läuft, hört er das Hörzeichen „Fuß!“ und erhält sofort eine Belohnung.
So lernt er, die gewünschte Handlung mit dem richtigen Wort zu verbinden, und verknüpft den Begriff „Fuß“ mit etwas Positivem. Loben und belohnen Sie ihn immer wieder. Sprechen Sie freundlich mit ihm, während er korrekt neben Ihnen geht, tun Sie dies, auch wenn die Herren jetzt Protest anmelden, mit möglichst hoher Stimmlage (positive Grundstimmung). Klappt das einigermaßen, beginnen Sie, das Bröckchen langsam hochzuziehen, bis Sie es irgendwann vor der Brust halten und der Hund zu Ihnen hochäugt. Jegliches Hochspringen wird dabei ignoriert. Erfolg hat der Welpe nur für einige korrekte
Schritte neben Ihnen. Sollte Ihr Hund sich eher durch ein Spielzeug, durch einen Rehlauf oder ein Felldummy animieren lassen, spricht nichts dagegen, auch das zu benutzen
und es dem Hund für gute Konzentration kurze Zeit zu überlassen. Sprechen Sie während der Übung sehr viel und sehr freundlich mit ihm, halten Sie zunächst ständig Kontakt mit dem Welpen über Ihre Stimme. So treten andere Reize in den Hintergrund, und er wird sich eher auf Sie konzentrieren. Halten Sie von sich aus die Leine betont locker, denn Druck erzeugt Gegendruck. Durch die gespannte Leine könnte der Hund auch Angst bekommen und sich eventuell nur auf seine Gegenwehr konzentrieren. Bleiben Sie möglichst stehen oder ändern Sie die Richtung, wenn der Welpe vorwärts zieht, damit Ziehen keinen Erfolg hat. Loben Sie dagegen, wenn er sich dann wieder zu Ihnen hin orientiert.
Gestalten Sie Ihre Übungen durch häufige Richtungs- sowie Tempowechsel, variierende Belohnungen oder durch Ihre Ansprache für den Hund interessant. Nach einigen Übungstagen können Sie das Hörzeichen „Fuß“ bereits geben, wenn Sie sich in Bewegung setzen. Achten Sie aber darauf, dass der Hund auch tatsächlich konzentriert und motiviert genug ist zu folgen. Jeder Tempowechsel, jede Richtungsänderung, jedes neue Angehen
wird eingeleitet durch Ihr Hörzeichen. Durch eine eindeutige Körpersprache erleichtern Sie es dem unerfahrenen Hund, seine Bewegungen den Ihren anzupassen. Lassen Sie sich immer etwas mehr Zeit, bis die Belohnung gegeben wird, tun Sie dies aber immer, solange
das Verhalten noch korrekt ist und nicht, wenn der Hund bereits überfordert ist. Das könnte zu einer gänzlich ungewollten Verknüpfung führen. Steigern Sie ganz langsam
Übungszeit und Ablenkung durch die Umwelt. Suchen Sie neue, unbekannte Orte auf. Üben Sie auch dort, wo es später auf guten Gehorsam besonders ankommt: in Wald und Feld

Die Wittrung von Wild übt eine magische Anziehungskraft auf Jagdhunde aus. Der Lehrling darf aber erst zum Stück, wenn der Führer dies gestattet.

Das tägliche Training
• Arbeiten Sie zunächst, egal ob Welpe
oder erwachsener Hund, immer in möglichst
reizarmer Umgebung und steigern
Sie die Ablenkung nur ganz langsam und
nur dann, wenn ein Lernschritt verstanden
scheint.
• Fordern Sie nichts, was Ihr Hund noch
nicht kann! Motivieren Sie – erwarten Sie
nicht! Bedenken Sie, dass ein Kommando
mehrere Tausend Mal ausgeführt worden
sein muss, bis man davon ausgehen kann,
dass es wirklich gelernt ist.
• Arbeiten Sie nur dann mit Ihrem Hund,
wenn Sie selbst auch die nötige Ruhe dazu
haben! Strahlen Sie Ruhe und Souveränität
aus.
• Sprechen Sie leise mit Ihrem Hund! Sein
Hörvermögen ist um einiges besser als das
Ihre, er wird unverstandene Anweisungen
nicht dadurch besser verstehen, dass Sie
laut werden und gerade bei der Jagd sind
laute Kommandos mitunter ziemlich kontraproduktiv.
• Arbeiten Sie mit Ihrer Stimme! In der
Kommunikation unter Hunden bedeuten
hohe Stimmlagen eher positive Grundstimmung,
tiefe Laute eher Drohung, Warnung.
• Bestätigen oder korrigieren Sie Ihren
Hund sofort! Sie haben ungefähr eine Sekunde
Zeit für eine positive oder negative
Reaktion. Ihr Hund verknüpft Ihre Reaktion
immer mit dem, was er jetzt gerade tut,
nicht mit eventuellem Ungehorsam von
eben. (Bestätigen Sie Ihren Hund, wenn er
gerade zu Ihnen hochäugt, nicht erst,
wenn er schon wieder wegschaut!)
• Beenden sie die Ausführung eines jeden
Kommandos, indem Sie den Hund bewusst
daraus entlassen, zum Beispiel mit
dem Wort „lauf“ oder „frei“. Dulden Sie
nicht, dass Ihr Hund die Übung beendet.
• Gestalten Sie die Trainingseinheiten interessant
und abwechslungsreich für den
Hund. Gerade für den jungen Hund ist die
ganze (Um-)Welt höchst interessant. Seien
Sie attraktiver!
• Beenden Sie Ihre Trainingseinheiten immer
mit einer gelungenen Übung!

Sinnvoll wäre es, immer wenn der Hund beginnt zu ziehen, stehen zu bleiben oder die Richtung zu wechseln. Da man gelegentlich aber auch mit Hund sein Ziel erreichen möchte, wäre es eine Möglichkeit, mit „erlaubtem Ziehen“ zu arbeiten. Wenn Sie merken, dass es knapp wird mit der Konzentration, geben Sie schlicht das Hörzeichen „Lauf!“ und lassen die Leine lang. Warten Sie damit aber nicht so lange, bis der Vierläufer von sich aus zieht, um ihn dann in seinem Fehlverhalten zu bestätigen. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass es auch in
der Nähe von lebendem oder verendetem Wild zum Erfolg führt, auf Sie zu achten. Dazu lassen Sie ihn in unmittelbarer Nähe eines erlegten Stückes seine Fußübungen machen. Belohnen Sie reichlich, wenn der Hund sich auf Sie konzentriert und erlauben Sie nach gelungener Übung, dass er an das Stück heran darf. Zieht er dorthin und ist nicht kooperativ, darf er nicht zum Erfolg kommen. Sie bestimmen, wann Ihr Hund ans Wild darf! Nutzen Sie Bereiche mit vielen Umweltreizen, beispielsweise Wildgehege. Sowie
Ihr Hund sich einige Minuten wirklich auf Sie konzentrieren kann, machen Sie dort kleine Trainingsspaziergänge. Gehen Sie zunächst nur an den Gattern entlang, später darauf zu, um kurz vorher abzuwenden. Arbeiten Sie mit ihm so, als wäre dort gar kein Wild. Versuchen Sie, selbst so interessant zu sein, dass Sie die volle Aufmerksamkeit bekommen. Auch die Umgebung von Schießständen ist ein idealer Trainingsort! Halten Sie zunächst genügend Distanz und arbeiten Sie sich ganz langsam an die Schießstätte heran. Nehmen
Sie die Anforderungen etwas zurück, wenn Sie merken, dass Ihr Hund überfordert ist und beenden Sie das Programm mit einer Übung, die gut klappt. Sehr hilfreich ist es, besonders in ablenkungsreicher Umgebung und bei großer Anspannung, wenn ein Hund gelernt hat,
die Person auf Kommando anzuschauen. Äugt er zu Ihnen, so ist dadurch automatisch
seine Aufmerksamkeit von anderen interessanten Dingen weggelenkt. Ihre Einwirkungsmöglichkeit ist so deutlich größer, die Chance der beruhigenden Einflussnahme
zumindest vorhanden. Erarbeiten kann man ein „Schau!“ indem Sie sich zunächst ein Leckerchen in Höhe Ihres Gesichtes halten, mit dem Ziel, dass der Hund Sie anäugt. Guckt er hoch, kommt Ihr Kommando und sofort die Futterbelohnung. Das Anschauen und das entsprechende Hörzeichen dazu werden auf diese Weise positiv verknüpft. Auch dieses Kommando wird natürlich zunächst in reizarmer Umgebung geübt. Je selbstverständlicher Ihr Hund bei Fuß geht, desto mehr ersetzen Sie Futterbelohnung durch Lob und freundliche Ansprache. Später gibt es nur noch gelegentlich eine Belohnung, so dass unser Freund nie
weiß, ob für besondere Aufmerksamkeit vielleicht doch was rausspringt. Hat der Hund begriffen, dass die konzentrierte Zusammenarbeit mit seinem Führer für ihn positiv und befriedigend ist, dass sogar gemeinsam gejagt wird, hat er im Zweifel nur noch wenig Interesse an Bröckchen, sondern erwartet Wichtigeres, nämlich seinen jagdlichen Einsatz. Die positive Bestätigung, welcher Art auch immer, für erwünschtes Verhalten darf nie ganz wegfallen. Erlerntes kann durch mangelnde Bestätigung oder unreflektiert falsche Reaktionen auf Dauer wieder gelöscht werden.

Die locker durchhängende Leine muss das Ziel sein. So lassen sich angenehme und erfolgreiche Jagdtage miteinander verleben.

Sollte sich die Arbeit, zum Beispiel in einer pubertären Phase oder auch bei Hunden, die gelernt haben, durch Ziehen zum Erfolg zu kommen, schwierig gestalten, kann für eine Übergangsphase mit einem „Kopfhalfter“ gearbeitet werden. Es handelt sich dabei um ein nahezu geniales Hilfsmittel, welches von Wissenschaftlern entwickelt wurde.
Mit diesem Halfter („Halti“,„Gentle Leader“ oder ähnlichem) wird der Hund am Kopf geführt. Beim Versuch zu ziehen, kann er zwar seinen Körper von uns wegdrehen, der
Kopf bewegt sich dadurch aber wieder in Richtung Hundeführer. Durch das Halfter wird
beim Ziehen ein sanfter Druck auf Nacken und Fang ausgeübt. Hierdurch setzt eine entspannende Wirkung ein, gleichzeitig signalisiert der Druck auf den Fang Ihre Dominanz.
Auch wenn die Leine in vielen Fällen ein erforderliches Hilfsmittel bleiben wird, muss es das Ziel sein, zuverlässigen Gehorsam auch an der „unsichtbaren Leine“ zu haben. Bauen Sie das freie Folgen ähnlich auf wie die Leinenführigkeit. Es ist sinnvoll, jedes Angebot unseres
Hundes, von sich aus neben uns zu laufen und uns dabei vielleicht „anzuhimmeln“, als Übungseinheit auszunutzen, indem wir ihn sofort mit der Stimme bestätigen und ein wenig mit uns locken, um ihn dann bewusst aus der Übung zu entlassen.

Geplante Übungen der freien Folge sollten Sie erst beginnen, wenn es mit Leine schon
recht gut klappt. Lassen Sie die Leine oder eine dünne Kordel zunächst einfach auf dem Boden mitschleifen, haben Sie immer die Möglichkeit, mal eben „auf die Bremse“ zu treten,
wenn der Azubi eigene Wege einschlagen möchte. Gerade jetzt ist es besonders wichtig,
dass Ihr Hund nicht die Erfahrung macht, dass Ungehorsam zum Erfolg führt. Verhindern
Sie deshalb unerwünschtes Verhalten, gehen Sie kein Risiko ein, nur weil Sie der Meinung
sind, er habe das jetzt zu können. Erfolge durch Fehlverhalten können viel zerstören, was
mühevoll aufgebaut wurde. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ Würde dieser Spruch bedingungslos zutreffen, hätten wir oder unsere Hunde ziemlich schlechte Karten, wenn wir mit der Arbeit erst beginnen können, wenn der Hund dem Welpenalter bereits entwachsen ist. Die Fähigkeit zu lernen endet allerdings nicht mit dem ersten Lebensjahr, sie bleibt ein Leben lang, nicht nur bei Hunden! Beim älteren Hund haben wir meist damit zu kämpfen, dass es ja bereits Erfahrungen gibt, die nicht unbedingt hilfreich
sind. Hat ein Hund gelernt, dass man mit Ziehen sein Ziel erreicht, dass die diversen Lautäußerungen des Menschen am anderen Ende der Leine nicht von Bedeutung sind, oder dass es unangenehm und schmerzhaft ist, angeleint ganz nah beim Menschen gehen zu müssen, wird es viel Geduld, Konsequenz und Einfühlungsvermögen kosten, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Benutzen Sie grundsätzlich ein bequemes Leder- oder Nylonhalsband. Würgehalsbänder führen allein durch ihre mechanische Wirkung nicht zum Erfolg, da die Einwirkungszeit im Notfall länger ist als bei normalen Halsbändern. Die Verletzungsgefahr für den Kehlkopf sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden. Stachel- und Würgehalsbänder (ohne Stopp) sind in meinen Augen ungeeignete Erziehungsmittel für Hunde. Ihr Einsatz ist eher der Beginn einer Gewaltspirale, die uns und den Hunden das Leben erschwert. Da auch beim Hund die Liebe durch den Magen geht, ist es zumindest einen Versuch wert, ihn größtenteils oder sogar ganz über diese Trainingseinheiten zu füttern. Jede Bewegung, jede Kontaktaufnahme des angeleinten Hundes, die auch nur die leise Bereitschaft der Zusammenarbeit signalisiert, wird sofort mit Futter belohnt.

Geben Sie dem Hund die Chance, sich selbst an Sie heranzuarbeiten. Beginnen Sie, indem Sie mit dem Hund an langer Leine – fünf Meter reichen – auf eine große Wiese gehen. Denken Sie sich ein Quadrat von vielleicht zehn mal zehn Metern und gehen Sie nun stur, das Leinenende in der Hand und ohne den Hund in irgendeiner Weise zu beachten, von Eckpunkt zu Eckpunkt. Dort verharren Sie wenige Sekunden, um dann den Weg fortzusetzen, egal was der Hund gerade macht oder wo er sich befindet. Nach wenigen Minuten werden die meisten Hunde feststellen, dass man sich innerhalb eines gewissen
Umkreises um Sie herum, ganz passabel bewegen kann, ohne durch die Gegend gezerrt zu werden. Ihre ignorante und souveräne Art, einfach stur Ihres Weges zu gehen, signalisiert
zudem Stärke. Eine Stärke, die den Hund motivieren kann, sich Ihnen, dem „ranghohen Hund“, anzuschließen. Beginnt der Hund, relativ nah mitzulaufen, wird es Zeit für freundliche Zusprache und Belohnung. Verkürzen Sie Ihre Leine im Laufe der nächsten Übungseinheiten nur sehr langsam! Gehen Sie lieber wieder einen Schritt zurück, wenn es nicht klappt, als zu zerren und zu kämpfen. Das ungewünschte Ziehen hat Ihr Hund ja bereits gelernt. Die stets lockere Leine muss Ihnen in Fleisch und Blut übergehen. Bauen
Sie Ihr Training langsam auf, steigern Sie die Ablenkungen bedächtig, arbeiten Sie mit „erlaubtem Ziehen“, wenn Konzentration nicht mehr möglich ist, trainieren Sie mit so viel ablenkenden Reizen wie möglich, bevor Sie von Ihren Hund erwarten, dass er sich auch bei durchaus heftigem Stress einer Gesellschaftsjagd auf Sie konzentriert! Denken Sie immer an die positive Bestätigung, denn Gelerntes kann durch ausbleibenden Erfolg sehr schnell wieder gelöscht werden. Bauen Sie im Alltag immer wieder Übungssituationen für ihren Vierläufer ein– das ganze Hundeleben lang.


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