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Trillerpfiff als Abbruchsignal 2. Teil

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Wie Sie Ihren Jagdhund auf größere Distanz ins „Halt“ trillern, verrät Jolanda Giger-Merki im zweiten und letzten Teil ihrer Serie.

Achter Lernschritt:
Die Zeit ist nun reif für den Reiz aus der Distanz. Dabei muss Ihnen wieder eine Person
helfen. Diese steht etwa fünf bis zehn Meter vor Ihnen und hält das Fell dummy, das an einer etwa eineinhalb Meter langen, dünnen Leine befestigt ist. Ihr Hund sitzt oder steht „bei Fuß“. Wichtig ist, dass er wartet. Sie entscheiden, ob er dabei an einer Schleppleine ist oder nicht. Die Hilfsperson reizt den Hund nun, indem sie das Felldummy seitlich hin- und
herbewegt, und zwar nicht auf Augenhöhe des Menschen, sondern möglichst in Bodennähe. Dadurch erzeugt sie einen Effekt, als wenn Sie mit der Reizangel arbeiten würde. Will der Hund einspringen, erfolgt ein klares Hörzeichen wie „Nein!“. Mit der Schleppleine hat man dabei einen Joker: Man kann drauftreten, wenn der Hund davonrennen will. Aber häufig ist das gar nicht nötig. Die Hilfsperson reizt weiter. Die Zeitspanne kann zwischen fünf und zehn Sekunden betragen (achten Sie auf Konfliktreaktionen, wie zum Beispiel Züngeln!
Siehe auch Kasten auf Seite 27). Anschließend trillern Sie den Hund ins „Platz“. Sobald
Sie trillern, muss die Hilfsperson mit den reizenden Bewegungen aufhören! Sie verhält sich ab sofort absolut ruhig. Lassen Sie den Hund fünf Sekunden lang in Hochspannung warten. Dann loben Sie ihn mit „brav Platz“, lassen ihn nochmals fünf Sekunden warten und geben ihm anschließend das Hörzeichen „Nimm“, „Fass“ oder Ähnliches und lassen ihn laufen,
damit er das Felldummy packen kann. Im gleichen Moment kann die Hilfsperson wieder Bewegung ins Felldummy bringen. Der Hund packt es, die Hilfsperson spielt kurz mit dem Vierläufer, und im Anschluss darf er das Felldummy zu Ihnen bringen, während die Hilfsperson die dünne Leine rechtzeitig loslässt. Der Hund soll sauber apportieren, sofern
er das kann. In diesem Fall können Sie das Reizobjekt auch mit einem Spielzeug tauschen, sobald er ausgegeben hat. Allerdings kann diese letzte Phase des Lernschritts auch spielerisch ablaufen, falls Ihnen das Apportieren nicht wichtig ist. Ist der Hund bei Ihnen angekommen, wird gespielt. Wiederholen Sie diese Übung zwei-, dreimal nacheinander.

Neunter Lernschritt:
Die Distanz wird nun auf 20 Meter oder mehr erweitert, abhängig von der Länge der Schleppleine. Der Ablauf entspricht dem achten Lernschritt, nur muss der Hund nicht bei Fuß Platz machen, sondern etwa in der Mitte der Distanz zwischen Ihnen und der Hilfsperson. Anfangs braucht es bei dieser Übung nach dem Trillerpfiff das zusätzliche Hörzeichen „Platz“. Vielleicht müssen Sie anfangs sogar zum Hund nach vorne und auf seine Ebene hinuntergehen, damit er „Platz“ macht. Da der Hund an der Schleppleine ist,
könnten Sie ihn also auch nach dem ersten Hörzeichen stoppen, damit er nicht unkontrolliert zum Erfolg kommt. Falls Sie die Schleppleine lieber in den Händen halten, statt daraufzutreten, empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen. So schützen Sie Ihre Hände vor Verbrennungen, wenn die Leine ruckartig und schnell durchgleitet. Gerät alles außer Kontrolle und der Hund springt direkt zur Hilfsperson, so darf sie ihm das Felldummy auf keinen Fall geben. Er bekommt es nur, wenn er sich vorher auf das Hörzeichen des Trillerpfiffs hingelegt und fünf Sekunden gewartet hat. Nach zwei, dreimaliger Wiederholung weiß der Vierläufer mit Sicherheit, was Sie von ihm wollen. Nun beginnt er vermutlich auch, Sie beim Warten anzusehen. Bitte ziehen Sie dem Hund bei dieser Übung die Halsung aus und legen Sie ihm ein gut angepasstes Brustgeschirr an. Sollte er nämlich nicht auf den Triller hören, wird oft ein Ruck über die Schleppleine auf seinen Körper erzeugt. Ein Schlag auf den Kehlkopf oder die Schilddrüsen durch die Halsung könnte irreparable gesundheitliche Schäden verursachen.

Zehnter Lernschritt:
Für diese Übung nehmen Sie keine Schleppleine. Erweitern Sie die Distanz und üben Sie auf einer anderen Bodenbeschaffenheit. Zusätzlich wird idealerweise das Sichtzeichen „erhobene Hand“ eingeübt und verwendet. Die Hand ist oben, wenn der Hund Blickkontakt zu Ihnen aufnimmt und Sie ihn ins „Platz“ trillern.

Elfter Lernschritt:
Nun ist es so weit: Der Hund wird nicht mehr immer am Ende der Strecke Beute fassen und spielen können. Gestalten Sie die Übung wie Lernschritt zehn. Nun jedoch pfeifen Sie ihn aus dem „Platz“ zu sich „bei Fuß“ und spielen sofort mit ihm. Ihr Felldummy sollte reizvoller sein als jenes der Hilfsperson. Wiederholen Sie diese Übung zwei-,dreimal nacheinander. Vermutlich merken Sie bereits beim zweiten Mal, dass der Hund aus der Eigendynamik heraus zu Ihnen kommen möchte, nachdem er in angespannter Erwartungshaltung
war.

Zwölfter Lernschritt:
Abwechslung erhält die Motivation! Gestalten Sie diese Übung einmal nach Lernschritt zehn und einmal nach Lernschritt elf. Wechseln Sie ab. So bleibt der Hund aufmerksam. Nehmen Sie ein Objekt mit noch höherem Reiz (zum Beispiel eine frische Rehdecke oder eine Federwildschwinge), um die Übung schwieriger zu gestalten. Bieten Sie dem Hund nun Alternativen an. Das kann eine Übung mit der Reizangel sein, die Sie selbst lenken. Das ist dann quasi „stop and go“ sowie Apportieren und fordert höchste Konzentration
sowie schnelle Reaktion von beiden Seiten. Trillern Sie auch unbedingt einfach so einmal auf dem täglichen Spaziergang, und spielen Sie anschließend mit einem normalen
Spielzeug. Oder trillern Sie den Hund ins «Platz», und schicken Sie ihn dann wieder weiter.
Suchen Sie immer nach Ablenkungen für den Hund, damit er lernt, auch dann das Hörzeichen zu befolgen. Vergrößern Sie die Distanz zwischen Ihnen und dem Ort, wo Sie den Hund ins „Platz“ trillern möchten. Wählen Sie verschiedene Wetterbedingungen.
Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt – aber übertreiben Sie es bitte nicht, damit der Hund nicht überfordert ist. Vergessen Sie bei alledem die Wartezeiten von mindestens
fünf Sekunden nicht. Verhalten Sie sich währenddessen immer ruhig. Sie können die Dauer erhöhen, beispielsweise auf zehn oder 20 Sekunden. Ihr Hund lernt so, länger und zuverlässig im „Platz“ zu warten, auch wenn ein Reiz die Stimmung anheizt. Die Tatsache, dass Ihr Hund auch bei hochflüchtigem Wild liegen bleibt – obwohl er es sieht –, erhöht sich durch dieses Training. Denn er hat gelernt, eine Weile im „Platz“ zu warten, bis Sie ihm sagen, wie es weitergeht.

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