Nachsuchenbüchse auf Basis des Mannlicher M 95: Mit Gradzug, Clip und Hosenträger

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Das Nachsuchengewehr: kurz, führig, sicher und blitzschnell schussbereit. Ein Hundeführer hat einen Mannlicher M 95 umbauen lassen, und schwärmt: „Der ist optimal.“

 

Kurz und gut: Der Mannlicher M 95 als Nachsuchengewehr mit dem bunten Hosenträgerriemen

von Otmar Reuter

Rigo war soweit. Der Kopov-Rüde ging auf Schweiß wie eine Eins. Laut und Wildschärfe waren ebenso topp, und unserer gemeinsamen „Karriere“ als Nachsuchensgespann stand also nur noch die fehlende Büchse im Weg.

Ich wälzte die Kataloge, stieß auf alle möglichen und unmöglichen 98er, auf die für mich zu teuren Spezialmodelle namhafter Hersteller, und dann auf ihn: „Mannlicher Karabiner M 95, einer der wenigen Kavallerie-Karabiner mit Geradezugverschluß“ stand da im Frankonia-Katalog auf Seite 295 und daneben der Preis: „ab 129 DM.“ Nur das Kaliber ließ mich stutzen – 8x56R.

K 95 im Kaliber 8x56R als Nachsuchenbüchse?

Ich ging zu meinem Büchsenmacher, um Rat einzuholen, und ehe ich mich versah, drückte er mir so ein Ding in die Hand. „Sehr guter Zustand, für 220 DM gehört er dir.“

Ich drehte und wendete das Gewehr, ging in Anschlag und „ritsch-ratsch“ hatte ich blitzschnell repetiert. Der Druckpunktabzug war zwar etwas schwammig, aber für Schüsse auf kurze Entfernungen würde es reichen.

Dafür hatte er aber eine Handspannung plus zusätzliche Sicherung – für die Nachsuche erste Sahne. „Den nehm‘ ich, aber du musst ihn mir etwas umbauen. Und außerdem brauche ich jagdtaugliche Munition.“

Gesagt, getan: Der sowieso nur 48 Zentimeter lange Lauf wurde um weitere vier Zentimeter gekürzt, das die Laufoberseite bedeckende Schaftholz komplett abgenommen. Dann wurden das untere Holzteil an der ersten Metallmanschette gekappt und schließlich die Militärvisierung gegen eine spezielle Fluchtvisierung mit gelber Dreieckskimme und grobem roten Balkenkorn getauscht.

Weitere 250 DM wanderten über den Ladentisch, aber jetzt kam das nur noch 96 Zentimeter lange Gewehrchen meinen Vorstellungen schon sehr nahe.

Tragegeschirr Marke „Eigenbau“

Was fehlte, waren Munition und Riemen. „Zuerst das Tragegeschirr“, dachte ich; denn die seitlichen Bügel dafür hatte der M 95 schon „serienmäßig“ dran.

Die im Handel erhältlichen Nachsuchenriemen erschienen mir nicht optimal, da selbst Hosenträgergurte beim Gewurschtel durch dick und dünn dazu neigen, sich unangenehm in die Achselhöhlen zu ziehen. Aber eine Querverbindung vor der Brust, wie bei Trekkingrucksäcken, sollte dieses Problem eigentlich lösen können.

Ich ging in den Baumarkt, und prompt fand ich breite Kunststoffgurte in Grün/Rot und auch in grellbuntem Regenbogendesign, dazu passende Verschlussclips und Verstellklammern aus Kunststoff und rote Nylonschnüre.

Ich holte mir zwei Stränge der Grün/Roten, einen Strang „Regenbogen“, je drei Clips und Verstellklammern, einen Meter Nylonschnur und eilte zum Schuster.

Schnell war geklärt, wie meine „Hosenträger“ genäht werden sollten: Die grün/roten Abschnitte als lange Träger mit je einem Clip und einer Verstellung.

Vor der Brust dann die „Quertraverse“ in Regenbogen, ebenfalls mit Schloss und Klammer. Wenige Tage später holte ich meine „Takelage“ ab, nachdem ich für Material und Arbeit rund 50 DM investiert hatte. Die beiden langen Enden rödelte ich mit den Nylonschnüren am hinteren Riemenbügel fest, in den vorderen hängte ich das angenähte Stück aus einem schmaleren Gurtbandstück.

Erwartungsfroh „warf“ ich mir das Gewehr über, zurrte die Riemen fest und vollführte die spektakulärsten Verrenkungen, die meine gymnastischen Fähigkeiten zuließen.

Alles saß, nichts schlenkerte oder rutschte herum – perfekt. Dann die Probe für den Ernstfall: Clips vor der Brust und rechts öffnen, den M 95 über die linke Schulter in den Anschlag schwingen, dabei die baumelnden Riemen packen, und schon könnte es krachen.

Jagdtaugliche Munition

Das war das Stichwort – die Munition. Alte 13,5 g-Vollmantelpatronen konnte ich problemlos bekommen, und damit traf ich auf 50 Meter einen Bierdeckel – für meine Zwecke gut genug.

Doch ich forschte ein wenig nach, und siehe da, es gab auch Teilmantelpatronen. Sowohl Waffen Vetter in Bodenwöhr (Tel. 0 94 34/90 29 89) als auch der Wiener Büchsenmacher Dorfner (Tel. 00 43/1/6 04 44 31) stellen Patronen mit einem 12,7 g-TMR her. Jetzt stand einem Einsatz als Nachsuchen- oder sogar als Drückjagdwaffe nichts mehr im Weg.

Nach unzähligen Kilometern durch die steilen und mit Schwarzdorn bewehrten Mosel-Hänge, einigen erlösenden Schüssen für die von Rigo gestellten Stücke und vielen anerkennenden Kommentaren von Jagdkollegen bin ich mir sicher: Der alte Manlicher M 95 ist eine hervorragende Ausgangswaffe für den Bau einer Nachsuchenbüchse.

Wenn alles passt, sitz der M 95 sicher auf dem Rücken

 

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